Mainzer Initiativen fordern Umbenennung von Straßen

In einem offenen Brief haben verschiedene Mainzer Initiativen die Umbenennung Mainzer Straßen gefordert. Dem Bündnis „Buntes Mainz – Bunte Straßen“ gehören verschiedene Initiativen an. Den Aufruf veröffentlichen wir auf unserer Internetseite.

Offener Brief an die Stadt Mainz

Am 08. Mai ist Tag der Befreiung vom nationalsozialistischen Regime und somit für uns Anlass, sich mit dem Erbe zu befassen, das dieses im Stadtbild hinterlassen hat. Daher fordern wir Sie auf, die dringend notwendige Umbenennung der historisch belasteten Straßennamen jetzt endlich umzusetzen. Wir halten es für unakzeptabel, dass Nationalsozialistinnen und Antidemokratinnen noch heute durch Denkmäler und Straßennamen geehrt werden. Eine Expertinnenkommission konnte bereits 2012 bei 15 Straßennamen einen Zusammenhang zum Nationalsozialismus feststellen. Zwei der vielen problematischen Beispiele sind die Hindenburgstraße und der Hindenburgplatz. Diese wurden bereits in einigen deutschen Städten wie Trier und Offenbach umbenannt. Als Reichspräsident der Weimarer Republik ernannte er Adolf Hitler zum Reichskanzler und unterzeichnete die Ermächtigungsgesetze, die die Demokratie aushebelten und damit die Grundlage schafften für den systematischen Massenmord an Millionen Menschen. Die Pfitznerstraße ehrt den ehemaligen Kapellmeister Hans Erich Pfitzner. Schon lange vor der Machtübernahme der NSDAP war Pfitzner Antisemit und begeisterter Unterstützer Adolf Hitlers. Auch nach 1945 blieb er ein unbelehrbarer Antisemit. Wir begrüßen die auf den Weg gebrachte Umbenennung und hoffen, dass diese nun endlich umgesetzt wird. Die nach Werner Mölders benannte Möldersstraße erinnert an ein Mitglied der „Legion Condor“. Dieseverdeckte deutsche Einheit beging im spanischen Bürgerkrieg Kriegsverbrechen. Schon 1998 beschloss der Bundestag, dass Mitgliedern dieser Gruppe kein ehrendes Andenken mehr gewidmet werden soll. Trotzdem wurde die Straße bis heute immer noch nicht umbenannt. Diese 15 Straßennamen sind ein gut sichtbarer Ausdruck eines größeren Problems der fehlenden Aufarbeitung der Geschichte, die zu der anhaltenden Ehrung von Nationalsozialistinnen und deren Unterstützer*innen führt. Wir fordern daher eine sofortige Umbenennung aller historisch belasteten Straßen. Dabei schlagen wir vor, die Namen von Opfern rechtsextremer und rassistischer Anschläge bei der Benennung in Betracht zu ziehen. Zudem braucht es ein gesamtstädtisches Erinnerungskonzept, das unter wissenschaftlicher Begleitung auch die koloniale Vergangenheit von Mainzer Straßen und Denkmälern sichtbar macht.
Wir fordern die Stadt Mainz auf, unsere Forderungen umzusetzen. So kann Mainz ein klares Zeichen gegen Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und jeglichen Formen nationalsozialistischen Gedankenguts setzen!

Erklärung „Buntes Mainz – Bunte Straßen“
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